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MICHA - WUNDEN ZU WUNDER


Montag, der 07.03.2022. Dieser Tag soll zu meinem 2. Geburtstag werden. Es ist 15:30 Uhr in Luweero, irgendwo in Uganda. Ich fahre Patrick und mich auf dem Motorrad zu einem Treffen, bei dem wir den Brunnenbau planen wollen. Wir fahren ca 50km/h, haben beide keinen Helm an und sind barfuß unterwegs. Ich gucke in meinen Rückspiegel und sehe, wie ein großer Truck von hinten ankommt. Eine Minute vorher sprechen Patrick und ich noch über die großen Gefahren von Trucks, da hier in Afrika das Recht des Stärkeren gilt und ein Truck niemals bremsen würde. Der Truck kommt näher und will mich überholen. Dabei fährt er gegen meinen Lenker. Der letzte Gedanke, an den ich mich erinnern kann, ist „das kann jetzt echt nicht sein!“. Ich verliere mein Bewusstsein und komme zu mir als ich auf einem Motorrad sitze. Vor mir der Fahrer, hinter mir Patrick, der mich festhält. Wir sind auf dem Weg ins Krankenhaus. Dort angekommen, tragen sie mich zum Arzt. Ich verliere erneut mein Bewusstsein. (Der Arzt meinte später, ich habe so stark geschwitzt, als ob ich unter einer Dusche stehen würde.) Ich komme zu mir, als schon die 2. Infusion am Laufen ist. So langsam bin ich stabil. Der Arzt will sich gerade um meine Verletzungen kümmern, als der Raum von ca. 10 Leuten gestürmt wird, die alle Geld haben wollen, weil sie anscheinend auch an dem Unfall beteiligt waren und jetzt ihr Motorrad reparieren müssen. Ich bin sehr erleichtert, dass Patrick mit diesen Leuten hinaus geht und mit ihnen verhandelt. Mein rechtes Bein kann ich nicht bewegen. Der Oberschenkel wird dick und hart. Eine Beule ist zu sehen. Der Arzt geht von einem offenen Bruch aus und sucht sich im Krankenhaus Pappestücke zusammen. Er hält diese immer wieder an mein Bein und misst. Dann schneidet er. Dann misst er. Schließlich klebt er die Pappe mit Panzertape zu einer Schiene. Die Pappe liegt nun unter meinem kompletten rechten Bein und wird mit einem Verband befestigt – eine Alternative zum deutschen Gipsverband. Währenddessen erklärt Patrick den Unfall: Wir sind mit 50 km/h ohne Helm und barfuß auf die Seite des Trucks gekippt. Dann sind wir auf dem Boden geschliddert, ich lag dabei unten, das Motorrad auf mir, und auch Patrick ist durch den Aufprall auf mich drauf gefallen. Nach ein paar Sekunden sind wir in Richtung Straßenmitte geschliddert, wo ein anderes Motorrad, das 2 Kinder transportiert hat, in uns hineingefahren und auch hingefallen ist. Patrick hat mich von der Straße gezerrt. Die Kinder, der andere Fahrer und Patrick selbst ist es okay gegangen. Der Truck, der den Unfall verursacht hat, ist einfach weitergefahren.


STOP.

An der Stelle muss ich etwas erklären. Diese Straße ist nicht irgendeine kleine Straße, es ist die einzige Straße, die Luweero mit der Hauptstadt Kampala verbindet. Gerade zu dieser Uhrzeit ist dort Rush-Hour und ein LKW fährt hinter dem anderen, dicht an dicht, ohne Abstand, ohne Ordnung. Wären wir bei dem Unfall nur eine Sekunde früher in Richtung Straßenmitte geschliddert, wären wir unter dem LKW gelandet. Dann ist zu der Zeit, in der wir über die Straße schliddern, weder ein LKW, noch ein Auto hinter uns, das uns überfährt. Alle Leute wissen, dass Unfälle auf dieser Straße tödlich ausgehen, besonders in der Rush-Hour-Zeit.

Zurück im Krankenhaus: Das Bein ist nun stillgelegt. Der Arzt guckt jetzt nach meinen restlichen Verletzungen. In meinem Fuß ist ein 2cm großes Loch, dessen Form darauf vermuten lässt, dass sich die Fußstütze meines Motorrads in meinen Fuß gebohrt hat. Der Arzt schneidet mit einem Skalpell einen sauberen Cut ringsherum und reinigt die Wunde, Patrick assistiert. Danach geht es weiter zu meinem Arm und Rücken. Dort sind jeweils großflächige Schürfwunden, bei denen mehrere Hautschichten abgetragen wurden. In der Mitte befinden sich Verbrennungen von der Reibung auf der Straße. Der Arzt reinigt auch diese Wunden und guckt mit großer Besorgnis weiter zu meinem Kopf. Zu diesem Zeitpunkt bin ich so sehr mit Schmerzmitteln versorgt, dass ich ihm nicht antworten kann, als er mich fragt, ob ich Schmerzen an meinem Kopf habe. Also sucht er nach irgendwelchen Wunden oder Kratzern, die auf den Aufprall hindeuten.


VERGEBLICH.


Zur Erinnerung, wir hatten keinen Helm auf und sind auf den Boden geknallt. Und jetzt war an meinem ganzen Kopf nicht eine Wunde zu sehen, nicht eine Beule, nicht ein Kratzer. Vorher hat der Arzt gesagt, dass es ein Wunder ist, dass wir leben. Jetzt fehlen ihm die Worte. Er schickt mich zum Röntgen, um Bilder von der kompletten rechten Seite zu machen. Ich werde über den Hof in einen Raum gebracht, der an Bilderbücher erinnert, die einem die Entwicklung der Medizin zeigen. Hier steht ein riesiger Apparat, der meine rechte Seite röntgt. Die daraus kommenden Bilder werden mit einem Wassereimer gewaschen und zum trocknen in die Sonne gehängt. Nach 10 Minuten sind sie trocken und der Arzt beurteilt das Ergebnis.


KEIN KNOCHENBRUCH.


Weder an meinem Arm, noch Schulter, noch Hüfte, noch Oberschenkel. Nichts. Mittlerweile sind mehrere Ärzte an meinem Fall beschäftigt, die sich gegenseitig angucken und es nicht fassen können. Zur Sicherheit halber sagen sie mir ich soll nach Kampala in die Hauptstadt gehen. Dort gibt es ein Krankenhaus, das ein CT vom Kopf machen kann. Wir fahren mit dem Auto einer Freundin 2,5 Stunden dorthin (Krankenwagen gibt es hier nicht).


KEINE KOPFVERLETZUNG.


Ihr könnt euch schon fast denken, auch das Gehirn, die Halswirbel und der Schädel haben nichts abbekommen. Keiner kann das glauben. Auf dem Weg zurück nach Hause schreib ich meiner family, was passiert ist. Meine Schwester schreibt mir daraufhin eine Nachricht, die ich hier gerne zitieren möchte:




GÄNSEHAUT.


Ich bin einfach nur geflasht. Meine Schwester sah diese Armee von Engeln und genau diese Armee war um uns alle herum. Keiner kann das erklären, dass genau zu diesem Zeitpunkt kein LKW oder Auto hinter uns war. Keiner kann erklären, warum wir die ersten Meter parallel zum Truck geschliddert und erst danach zur Straßenmitte abgedriftet sind. Keiner kann erklären, wie es sein kann, ohne Helm bei einem solchen Unfall, keinen einzigen Kratzer am Kopf zu haben, alle Gliedmaßen zu haben und ohne bleibende Schäden davonzukommen.

Dieser Tag ist mein 2. Geburtstag. Jesus hat mir so gezeigt, dass er in Kontrolle ist. Seine Schar an Engeln haben Autos zurückgehalten, den Kopf festgehalten, das Motorrad gelenkt und diesen Wunden-Ort zu einem Wunder-Ort verwandelt. Ich möchte dich mit dieser Story einfach ermutigen, zu beten, wenn Gott dir sagt, du sollst beten. Denn Gebet hat Macht. Gebet hat Kraft. Und dein Gebet macht wirklich einen Unterschied.

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